Methoden der Unternehmensbewertung: Ertragswertverfahren

21. September 2023
Ertragswertverfahren Unternehmensbewertung

Die Bewertung von Unternehmen spielt eine entscheidende Rolle bei der Unternehmensnachfolge und dem Unternehmensverkauf. Inwiefern das Ertragswertverfahren im Mittelstand Anwendung finden kann, soll im Folgenden erläutert werden.

Das Ertragswertverfahren stellt eine Bewertungsmethode dar, die den Unternehmenswert als den Barwert der zukünftigen Nettoerträge darstellt. Dahinter steckt die Idee, dass ein Unternehmen auch in Zukunft Gewinne generieren soll. Dafür müssen Prognosen und Annahmen getroffen werden, die solche zukünftigen Erträge abbilden können.

Vorteile des Ertragswertverfahrens

Blick in die Zukunft

Der zentrale Vorteil des Ertragswertverfahrens liegt in seiner Zukunftsorientierung. Es berücksichtigt die erwarteten zukünftigen Erträge des Unternehmens und ermittelt somit einen Wert, der auf dem Potenzial und der Rentabilität basiert. Dies ist besonders relevant für Unternehmen, deren Wert maßgeblich von immateriellen Vermögenswerten wie Kundenbeziehungen, Unternehmenskultur oder Marken abhängt.

Besseres Bild des Unternehmens

Im Gegensatz zu einem Sachwertansatz betrachtet das Ertragswertverfahren das Unternehmen breiter. Es berücksichtigt nicht nur die materiellen Vermögenswerte, sondern indirekt auch immaterielle Faktoren, die zur Wertschöpfung und somit dem Ertragswert – dem Unternehmenswert – beitragen.

Nachteile des Ertragswertverfahrens

Abhängigkeit von Annahmen

Das Ertragswertverfahren basiert auf verschiedenen Annahmen, welche subjektiv sein können. Mögliche Unsicherheiten und Veränderungen machen die Bewertung anfällig und lassen keinen aussagekräftigen und validen Unternehmenswert zu.

Komplexität der Berechnung

Die Ermittlung des Ertragswerts erfordert eine gründliche Analyse der kommenden Erträge, die Auswahl passender Diskontierungssätze und die Festlegung von Annahmen bezüglich der Wachstumsraten. Diese Komplexität stellt eine Hürde bei der Bewertung dar und kann das Verfahren anfällig für Fehler machen.

Vergleich zu anderen Bewertungsmethoden

Wir vergleichen das Ertragswertverfahren mit dem Discounted Cashflow-Verfahren, dem Multiplikatorverfahren anhand von Multiples und dem Substanzwertverfahren. Weitere Informationen zu diesen spezifischen Verfahren können Sie in den jeweils verlinkten Beiträgen nachlesen.

Discounted Cashflow-Verfahren

Beide Methoden gleichen sich in ihrer Herangehensweise und Berechnung, sie beinhalten jeweils eine zeitliche Komponente, welche anhand von Prognosen und Annahmen mit in die Bewertung einfließt. Es gibt dennoch Unterschiede in den Methoden und auch Berechnungen. So unterscheiden sich zum Beispiel die jeweiligen Bezugsgrößen voneinander. Beim DCF-Verfahren werden diskontierte Cashflows betrachtet (erzielte Zu- bzw. Abflüsse liquider Mittel), während beim Ertragswertverfahren namensgebend Erträge herangezogen werden.

Multiplikatorverfahren

Das Multiplikatorverfahren kommt ohne Prognosen oder Annahmen aus. Die Berechnung ist im Vergleich zum Ertragswertverfahren deutlich einfacher. Mithilfe eines branchenspezifischen Multiplikators und Kennzahlen wie Umsatz oder EBIT kann ein Unternehmenswert berechnet werden. Dieser zeichnet aber meist ein sehr ungenaues Bild des Unternehmens und darf maximal als Schätzung oder Hinweis gesehen werden. 

Substanzwertverfahren 

Das Substanzwertverfahren bewertet das Unternehmen anhand seiner Vermögenswerte abzüglich der Schulden. Dadurch ist es einfacher anzuwenden, da keine Prognosen oder Annahmen getroffen werden müssen. Es wird auch möglich verschiedene Bereiche des Unternehmens einzeln zu bepreisen, das Ertragswertverfahren dient lediglich zur Bewertung des gesamten Unternehmens. Die zeitliche Komponente fehlt darüber hinaus komplett, der Wert immaterieller Faktoren wird ebenfalls nicht berücksichtigt, weshalb das Substanzwertverfahren nur in Ausnahmefällen zur Ermittlung eines Unternehmenswerts geeignet ist.

Wie gut eignet sich das Ertragswertverfahren also zur Unternehmensbewertung? 

Die größte Herausforderung einer Unternehmensbewertung besteht darin, ein Unternehmen ganzheitlich und unter Berücksichtigung aller Werte – der materiellen und heutzutage viel wichtiger, der immateriellen – zu bestimmen. Das Ertragswertverfahren eignet sich grundsätzlich gut, das Unternehmen durch die zukünftige Wertschöpfung – und damit auch in seiner „lebensweltlichen“ Gesamtheit – zu betrachten. Die Annahme ist hier richtigerweise, dass ein Unternehmen auch in Zukunft Erträge für die Eigentümer und dem generiert. Was wiederum logisch klingt, bringt aber ein großes Problem mit sich: Die Prognosen und Annahmen. Diese stützen sich zudem auf die vergangenen Ergebnisse. Hier lohnt sich ein Blick auf die Investmentszene, wo es beim üblichen Risikohinweis für ein x-beliebiges Investment heißt: „Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investments zu.“ Dies ist einer der wesentlichen Gründe, warum wir dieses Verfahren als zwar grundsätzlich gut, aber im Detail – gerade für den Mittelstand – als defizitär erachten.

Wie bewertet man ein Unternehmen?  –  aumento value® estimation

Aus unserer Erfahrung hat sich bisher kein aktuelles Bewertungsmodell als tauglich erwiesen, um zuverlässige Einschätzungen für mittelständische Unternehmen zu liefern. Um einen fundierten, objektiven und überprüfbaren Wert eines Unternehmens zu ermitteln, müssen sowohl harte Kriterien wie Finanzkennzahlen als auch weiche Faktoren berücksichtigt werden. Mit einer Mischung aus etablierten Bewertungstechniken und unserer mehr als dreißigjährigen Expertise im Bereich M&A haben wir ein spezielles Modell zur Unternehmensbewertung im Mittelstand kreiert. Dieses Modell nennen wir aumento value® estimation. Weitere Einzelheiten zu den spezifischen Merkmalen und Grundlagen unseres Ansatzes finden Sie in dem Artikel „Unternehmensbewertung: Was ist mein Unternehmen wert?“.

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