Methoden der Unternehmensbewertung: Substanzwertverfahren

28. September 2023
Substanzwertverfahren Unternehmensbewertung

In der Nachfolgeplanung und dem Unternehmensverkauf spielt die Unternehmensbewertung eine zentrale Rolle. Inwiefern das Substanzwertverfahren im Mittelstand zur Bewertung eingesetzt werden kann, soll im Folgenden erläutert werden.

Das Substanzwertverfahren ist eine Bewertungsmethode, die den materiellen Wert der Vermögenswerte eines Unternehmens ermittelt. Der Wert des Unternehmens wird dabei anhand seiner Vermögenswerte abzüglich seiner Schulden bestimmt. Zu den Vermögenswerten zählen dabei unter anderem Grundstücke, Gebäude, Maschinen, Fahrzeuge und Vorräte. Wesentliche Wertschöpfer wie immaterielle Vermögenswerte, Unternehmenskultur und Soft Facts werden hier außen vorgelassen. Es kann für einen sogenannten Asset-Deal verwendet werden, bei dem nur (bestimmte) Vermögenswerte verkauft werden sollen.

Vorteile des Substanzwertverfahren

Einfache Berechnung

Der Substanzwert eines Unternehmens ist im Vergleich zu anderen Bewertungsmethoden relativ einfach zu berechnen. Es erfordert lediglich die Bestimmung des materiellen Werts der Vermögenswerte und die Subtraktion der Verbindlichkeiten. Die einfachste Variante ist der Blick auf die Aktiv- und Passivseite der Bilanz. Aber im Detail kann das komplex sein. Welche Vermögensgegenstände und Verbindlichkeiten sind einzurechnen? Welche sind „betriebsnotwendig“. Und bei Grundstücken, Immobilien und Maschinen benötigt man die Expertise mehrerer Experten, die einen Wert zu ermitteln in der Lage (und dazu befugt) sind. 

Berücksichtigung des materiellen Werts

Das Substanzwertverfahren legt den Fokus auf den materiellen Wert des Unternehmens. Um eine schnelle Bewertung zu erreichen, kann dies bei Unternehmen mit beträchtlichen Vermögenswerten, wie Immobilien, Maschinen oder Ausrüstungen von Vorteil sein. Ungeeignet ist dieser Ansatz für Dienstleistungs- und Handelsunternehmen, da diese nur selten über nennenswerte Vermögensgegenstände verfügen.  

Nachteile des Substanzwertverfahrens

Unternehmen wird nicht als Ganzes bewertet

Durch die reine Betrachtung des Sachvermögens bleibt jeder andere Wert, den ein Unternehmen haben mag, außen vor. Die Liste an immateriellen Werten und weichen Faktoren kann lang sein: Patente, Kundenbeziehungen, eine gute oder schlechte Unternehmenskultur, Markennamen, strategische Partnerschaften, oder viele andere Dinge, die ein Unternehmen ausmacht und wesentlich den Erfolg bestimmt. Auch ist bekanntlich das Gesamte meist mehr wert als die Summe der Einzelteile. 

Fehlender Blick in die Zukunft

Während die Anlagen beim Substanzwertverfahren zu aktuellen Marktpreisen bewertet werden, bleibt ein Blick in die Zukunft aus. Die Frage, welche Erträge jene Anlagen generieren werden oder welche Veränderungen in den Marktpreisen des Vermögens zu erwarten sind, ist mit dem Substanzwert nicht zu beantworten. Dabei ist diese bei einer Investitionsentscheidung (und um eine solche handelt es sich aus Sicht des Käufers) von größter Bedeutung: Wie viel Gewinn kann ich aus meiner Investition ziehen? Wann habe ich mein investiertes Kapital zurück? 

Vergleich zu anderen Bewertungsmethoden

Verglichen wird mit dem Multiplikatorverfahren, dem Ertragswertverfahren und dem Discounted Cashflow-Verfahren. Gegenüber dem DCF zeigt das Substanzwertverfahren seine klaren Schwächen. Die hier genannten Methoden zur Unternehmensbewertung werden in eigenen Beiträgen hinter den Verlinkungen erläutert. 

Multiplikatorverfahren

Diese beiden Methoden zeichnen sich durch eine schnelle und einfache Berechnung aus. Sie sollten aber beide nicht ausschließlich verwendet werden, sondern im besten Fall in Kombination mit anderen. Ihre große Stärke ist aber, dass man recht rasch und einfach eine Indikation über die Größenordnung des Unternehmenswertes bekommt.

Ertragswertverfahren

Grundsätzlich unterscheiden sich die Methoden in der Herangehensweise deutlich voneinander. Beim Ertragswertverfahren wird davon ausgegangen, dass der Unternehmenswert den Barwert, der mit dem Eigentum am Unternehmen verbundenen zukünftigen Nettozuflüsse darstellt. Es ist also komplizierter zu errechnen als das Substanzwertverfahren und bezieht Prognosen mit ein. 

Discounted Cashflow-Verfahren

Das Discounted Cashflow-Verfahren ähnelt dem Ertragswertverfahren. Somit behilft es sich ebenfalls mit Prognosen, welche zukünftige Erträge abbilden soll. Problematisch an den beiden investitionstheoretischen Verfahren (DCF & Ertragswertverfahren) ist die Basis der Schätzung, welche nicht selten schwierig zu treffen ist und Interpretationsspielraum zulässt, auch weil sie auf Zahlen der Vergangenheit beruhen. Vorteilhaft bei beiden Varianten ist jedenfalls, dass sie einen Blick in die Zukunft wagen. 

Wie gut eignet sich das Substanzwertverfahren also nun?

Der Wert eines Unternehmens kann nicht nur durch die Werte einzelner Bestandteile des Vermögens und der Schulden abgebildet werden, sondern eben durch das Zusammenwirken aller Werte: der materiellen und heutzutage oft viel wichtiger, der immateriellen. Deshalb eignet sich das Substanzwertverfahren bestenfalls für einen schnellen Hinweis des Unternehmenswertes. Dennoch, die Kenntnis über Vermögenswerte und Anlagen ist für jede Form der Unternehmensbewertung essenziell.

Wie bewertet man also ein Unternehmen?  –  aumento value® estimation

Keine der aktuell vorhanden Bewertungsmodelle hat sich dabei aus unserer Erfahrung als geeignet herausgestellt, um valide Bewertungen für den Mittelstand durchzuführen. Harte Faktoren wie Finanzkennzahlen und Vermögenswerte müssen in Einklang mit weichen Faktoren gebracht werden, um einen aussagekräftigen, objektiven und nachprüfbaren Unternehmenswert zu generieren. Durch die Kombination aus verschiedenen anerkannten Bewertungsmethoden und unserer 30-jährigen Erfahrung im M&A Geschäft, konnten wir ein Modell zur Bewertung mittelständischer Unternehmen entwickeln. Das Ergebnis ist die aumento value® estimation. Was unseren Ansatz ausmacht und welche Besonderheiten dem zugrunde liegen, lesen Sie in „Unternehmensbewertung: Was ist mein Unternehmen wert?“.

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